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AutorenbildPatricia Aquilano

Die weibliche Führungskraft im Fokus

Warum es für den Erfolg einer weiblichen Führungskraft wichtiger ist, respektiert zu werden als beliebt zu sein. Besonderheiten im Coaching von Managerinnen.


Weibliche Führungskräfte kommen häufig wegen zwei Themen ins Coaching:

  1. Sie tun sich schwer, Kritikgespräche mit unterstellten Mitarbeitenden zu führen.

  2. Sie sind fachlich sehr kompetent, können aber gegenüber ihrer eigenen Vorgesetzten nicht Nein sagen und werden daher mit Arbeiten und Projekten völlig überschüttet.



Im Beratungsgespräch gehe ich jeweils den Ursachen für Schwierigkeiten auf den Grund. Das Kernproblem bei den oben geschilderten Situationen ist häufig, dass weibliche Führungskräfte es allen recht machen wollen. Sie wollen sowohl bei den unterstellten Mitarbeitenden als auch bei den Vorgesetzten beliebt sein und deren Anerkennung bekommen. Dabei stellen sie ihre eigenen Bedürfnisse zurück.


Die Folge davon ist, dass sich einerseits die Mitarbeitenden zu viel herausnehmen. Andererseits sagen sich die Vorgesetzten «Frau XY ist ja so kompetent und erledigt immer alle Aufgaben zuverlässig, die ich ihr anvertraue. Ja dann kann ich ihr auch noch das zusätzliche neue Projekt, die neue Aufgabe übertragen». Die Arbeit geht in einem Unternehmen schliesslich immer dorthin, wo sie erledigt wird.


So frage ich dann meine Klientinnen: «Wollen Sie geliebt werden oder wollen Sie respektiert werden? Was ist Ihnen wichtiger?» Die Managerinnen kommen dann zum Schluss, dass der Respekt für die Erfüllung ihrer Aufgaben und ihres eigenen Gleichgewichtes viel wichtiger ist.


Wie man sich Respekt als weibliche Führungskraft verschafft


Voraussetzung ist immer noch, dass Sie fachlich kompetent sind. Ansonsten werden Sie als Frau sehr schnell «verrissen» und nicht ernst genommen. Zudem ist wichtig, dass Sie klar kommunizieren, was Ihnen wichtig ist. Und gehen Sie dem Konflikt nicht aus dem Weg, sondern packen Sie die Herausforderung proaktiv an. Hier zwei mögliche Lösungswege für die oben beschriebenen Situationen 1 und 2:


Eine gute Gesprächsvorbereitung ist das A und O


Bereiten Sie Kritikgespräche mit Mitarbeitenden äusserst sorgfältig vor. Erstellen Sie einen Gesprächsleitfaden. Üben Sie sogar den Einleitungssatz und den Schlusssatz; das gibt Ihnen Sicherheit. Sagen Sie klar und deutlich, was das Fehlverhalten ist, welche Verhaltensänderung Sie bei den unterstellten Mitarbeitenden erwarten. Zeigen Sie auf, wie und wann Sie den Fortschritt messen wollen und was die Folgen sind, wenn keine Besserung eintrifft. Fassen Sie sich kurz und bleiben Sie standhaft, wenn sich die Mitarbeitenden herausreden wollen. Wenn es absehbar ist, dass es zu einer Trennung vom Mitarbeitenden kommen kann, dann schalten Sie möglichst frühzeitig die Personalabteilung ein, um keine Fristen zu verpassen und rechtlich das korrekte Vorgehen einzuhalten. In diesem Falle informieren Sie auch Ihre/n eigene/n Chef/in, damit sie/er schon Bescheid weiss und Ihnen den Rücken freihält. Halten Sie die Gesprächspunkte und Vereinbarungen schriftlich fest.


Mit jedem Gespräch, dass Sie durchführen, wird es leichter. Ich habe für meine Klienten einen Leitfaden erstellt mit 18 Punkten. Wenn man sich daran hält, ist es gar nicht mehr so schwer.


Im Teammeeting überzeugen


Generell gilt: Je besser die Vorbereitung von Sitzungen und Meetings, desto erfolgreicher laufen diese ab. Also, was ist das Ziel der Sitzung? Welche Agendapunkte stehen an und wie viel Zeit brauchen die Themen?


Ich habe in meiner Berufskarriere als Führungskraft und Projektleiterin für Grossprojekte hunderte von Sitzungen erfolgreich geleitet. Ich war bekannt dafür, dass ich nicht überziehe, wir systematisch und strukturiert vorgehen, die Sitzungsziele erreicht wurden und jeder anschliessend wusste, was er oder sie zu tun hatte. Das war eine der besten Methoden, sich Respekt zu verschaffen. Ich bin 1.52 Meter gross und habe fast ausschliesslich in Männerdomänen gearbeitet. Oft war ich sogar die einzige Frau. Aber ich hatte nie Probleme damit, ernst genommen und respektiert zu werden. Obwohl ich immer freundlich und zwischendurch zu einem Spässchen aufgelegt war, hatte ich den Ruf «streng und fordernd» zu sein. Dabei habe ich immer nur klar kommuniziert. Die Mitarbeitenden haben sehr gerne für mich gearbeitet, auch wenn ich fordernd war. Sie wussten, woran sie bei mir sind und erkannten, dass wir gemeinsam Erfolg haben würden.


Diplomatisch NEIN sagen


Wenn Sie nun als weibliche Führungskraft sehr kompetent und umsetzungsstark sind sowie ein gutes Zeitmanagement besitzen, dann ist eine Begleiterscheinung davon, dass immer alle wichtigen Aufgaben und Projekte zu Ihnen kommen. Ihre Vorgesetzten wissen ja, dass Sie die Aufgaben kompetent erledigen können. Aber die Folge davon ist, dass es irgendeinmal einfach zu viel wird und Sie nicht mehr alles bewältigen können. Wenn Sie die Arbeit nicht an Ihr Team weiterdelegieren können, dann kommen Sie nicht darum herum, abzugrenzen und Arbeiten nicht anzunehmen. Nun hört jedoch kein/e Chef/in das Wort NEIN gerne. Deshalb sagen Sie diplomatisch Nein. Hier eine Vorgehensweise:


Zählen Sie Ihrer/m Vorgesetzten alle Tätigkeiten und Projekt auf, die Sie und Ihr Team bereits bearbeiten und wieviel Kapazität diese benötigen. Dann sagen Sie, wenn Sie nun die neue Aufgabe übernehmen, müssen Sie die Projekt B, C oder D zurückstellen. Diese werden dann liegen bleiben. Schlagen Sie Ihrer/m Chef/in vor, dass eine andere Person oder ein anderes Team, die Aufgabe übernimmt. Falls dies nicht geht, diskutieren Sie mit Ihrer/m Chef/in, welche Projekte Sie zurückstellen können, um die neue Aufgabe zu übernehmen. Ich habe diese Taktik selbst mehrmals erfolgreich eingesetzt. Meine Chefs hatten aber deswegen nicht weniger Respekt vor mir, ganz im Gegenteil: Sie haben mein Verhandlungsgeschick geschätzt.


Mit diesen Vorgehensweisen tun Sie schon sehr viel, um sich als weibliche Führungskraft Respekt zu verschaffen. Die Anerkennung folgt anschliessend fast von selbst.


Quelle Foto: WIX Medien


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